Time graphics
Wir haben kein Sinnesorgan für Zeitempfindung, aber wir nehmen Veränderungen in Form von "vorher - nachher" in unserer Innen- wie Außenwelt wahr. Wenn sich nichts ändert, scheint die Zeit still zu stehen. Der "Zeitstrahl" hat aufgrund der Irreversibilität der Zuhnahme von Entropie eine Richtung und ist nicht umkehrbar. Die Ereignisse auf diesem "Zeitstrahl" befinden sich allerdings auf einer Art Spirale, da wir Gegebenheiten, wie den regelmäßigen Wechsel von Tag und Nacht, Mondphasen sowie Jahreszeiten usw. beobachten. Was wir allerdings auch bemerken, dass Zeit sich für unser Empfinden nicht mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit "bewegt" oder besser gesagt, wir uns mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in der Zeit bewegen. Die griechische Mythologie kannte zwei Götter für die Zeit: "Chronos" für die messbare Zeit und "Kairos" für subjektiv empfundene Zeit. Ein Spezialfall der Sichtbarmachung von "Zeit" sind Uhren. Ihr Bewegungsablauf ist genormt und so kann man sich der Illusion hingeben, "Zeit" messen zu können. Mit "Chronos" kann man bestens Zeit strukturieren, organisieren und nutzen, die Grundvoraussetzung für das ökonomische Gesellschaftsmodell der westlichen Welt. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass alle verwendeten Uhren aufeinander abgestimmt sind. Diese Abstimmung gibt es allerdings erst seit ca. 150 Jahren, vorher hatte jeder Ort eine eigene Uhrzeit und niemand wusste so genau, welche. Erst die Organisation von Zugfahrplänen machte es nötig, sich über einheitliche Uhrzeiten zu verständigen. Es gibt nun aber nicht "die Zeit". Schaut man sich die Zeitvorstellungen in den unterschiedlichen Ländern unserer Erde an, so stellt man enorme Unterschiede fest. Zudem weiß jeder aus eigener Erfahrung, dass sich im Alltag eine ganze Anzahl von unterschiedlichen Zeitempfindungen gleichzeitig überlagern. Alles, was wir tun und denken hat eine eigene Zeit. In meinen Arbeiten thematisiere ich die Qualität von "Zeit". Ich verwende für die "Time grafics" handelsübliche Quarzuhren, an die ich allerdings keine Zeiger montiere, sondern statt dessen kleine Kurbelwellen. Dadurch wird die Drehbewegung der Uhrenachsen (Stunden- und Minutenzeigerachsen) in Hin- und Herbewegungen von Schubstangen übersetzt, die mit beweglich gelagerten grafischen Elementen, wie Rechtecke oder Scheiben gekoppelt sind. In der Kombination von mehreren dieser Konstruktionen entstehen ständig sich verändernde Grafiken. Jeder Moment hat ein eigenes Bild und erhält so seinen besonderen Wert zurück.